Muck Lamberty´s Aufruf

Muck Lamberty´s Aufruf zur Gründung von Handwerker-Kommungen auf dem Lande von 1919

 

Beiträge von Wissenschaftlern, Lebensreformern, Journalisten u.a. über das Lichtschulheim Lüneburger Land und über seinen Gründer Dr. Walter Fränzel.

 

Flugblatt Muck Lamberty, Glüsingen, Post Betzendorf, Juli 1919

 

Erschienen im Fanfaren-Verlag, Cassel, Flugschriften 1. Reihe, Nr. 3

 Handwerker-Landgemeinde mit Umwertungsstellen

I n unsern Richtlinien der Deutschen Volksgemeischaft sagten wir: Die Deutsche Volksgmeinschaft bedauert den Untergang des Handwerks aufs tiefste und hofft die handwerkliche Arbeit zu beleben durch besondere Beachtung der bodenständigen Handwerker und Schätzung der Eigenart jedes Einzelnen. – Denn nicht viel und schlecht, sondern wenig und gut, sei wieder der alte deutsche Grundsatz. Dazu dient Hebung der handwerklichen Wertarbeit durch Wertmessen, Ausstellungen, durch Veranstaltungen von Jahrmärkten (Kirmes), die statt Schund und Tand wieder gediegene Waren echter Handwerker-Kunst vorführen, und Herausgabe und Nennung von passenden Werbeschriften für guten Hausrat und Hausschmuck, für guten Lautenbau, Webwaren, für wirkliche werte, geschaffen durch echte Handwerker, für guten Einkauf, für gute Schulung der Handwerkerlehrlinge. – Zusammenschluss der Heimhandwerker durch Genossenschaften. Bildung von Handwerker-Landgemeinden mit Betriebsstellen.

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In meinem Rundschreiben an die Meißner Fahrer vom 14.9.1918 habe ich über die Siedlungsmöglichkeiten und Handwerkergemeinschaften einige Punkte niedergelegt und die Freunde ersucht, sich auf dem Meißner einmal darüber auszusprechen.

 

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Damals planten wir eine gemeinsame Siedelung auf gemeinnütziger (kommunistischer) Grundlage. Wir haben jedoch bald erkennen müssen, daß wir Menschen seelisch jetzt nicht für den Kommunismus reif sind. Damals war die Not schon groß, wir waren einsam und doch waren wir nicht reif genug für eine gemeinsame Siedlung. Die Gedanken entsprangen mehr dem Triebe, uns gegenseitig zu nützen und zu schützen. Die vielen Neusiedelungen (Eden, Neckarhalde usw.) beweisen es ja deutlich, daß sie nicht zusammen gehören, weil das innere Band (Religiosität) fehlt. – Es ist heute auch sehr schwer, mit diesen eine Siedlung zu schaffen. – Sind aber nur die wirtschaftlichen Fragen ausschlaggebend, dann werden die Siedlungen sicher bald zusammenfallen, weil die Menschen eben verschieden sind. Es gibt schon heute solche Siedlungen, in denen sich die früheren scheinbaren Freunde einfach nicht mehr verstehen, ja vielfach sich gegenseitig das Dasein erschweren.

 

Das haben wir frühzeitig genug erkannt und darum auch einen anderen Weg gesucht, wie wir die der Jugend innewohnende Kraft und Lust, sich anzusiedeln, auch wirklich so beleben können, daß aus den heutigen Verhältnissen und Menschen auch wirklich eine M ö g l i c h k e i t erwächst, gemeinsam etwas zu unternehmen, als Nutz- und Kampfgemeinschaft für einen guten und gesunden Gedanken für Heimat und Volkstum.

Thomas, der feine Baumeister vom Niederrhein schrieb mir nach Helgoland im Sommer 1915: “Der ganze Kerl, der Heile hat alle Eigenschaften, alle Fähigkeiten in sich und verschmäht es infolgedessen, sich von anderen etwas vormachen zu lassen. Es ist den Heilen eine Lust, alles selbst zu tun. Und so heil in allem zu sein ist eigentlich deutsch!”

(siehe auch die kleinen niedersächsischen Bauern auf ihren Herrensitzen, wie sie keinen Menschen in der Welt nothaben und alles für ihre Sippe aus der eigenen Scholle selbst schaffen)

Nur meine ich nicht den durch die “schlauen” Einflüsse verdorbenen Zustand, sondern den reindeutschen, über den alten hinausgewachsenen.

Wir von Dürerheim Krefeld haben auf eigenem 8 Morgen großen Lande auf eigenem Grund und Boden Haus und Heim selbst gebaut, selbst geziegelt, gemauert, gezimmert, gedacht, den Hausrat geschreinert und getöpfert, schuhe und Kleidung nach Leib und Wetter bereitet.

Ich bin viel gewandet, und habe auch praktisch gearbeitet auf Gätern. Aber die Starken, die Knochigen mögen Bauernburschen werden, Knechte, Verwalter, Herren und Bauern. In mir und Georg Peters (Prill) reifte der Plan der Handwerker-Landgemeinde mit Umwertungsstellen. –

Junge Handwerker oder solche Burschen und Mädchen, die es werden wollen, verbinden sich zu einer gemeinschaft (Erziehungsgemeinschaft, Arbeitsgemeinschaft, Besprechungen, Zeitschrift, Rundbriefe, Siedlertagungen). Jeder sucht seinen Arbeitsplatz in der Gegend, die ihm die liebste ist. Er siedelt als Eigener oder Mieter, ein Stückchen Land (2-3 Morgen) dazu. Vielleicht in einem Orte, wo die Jugendbünde ein Heim unterhalten, damit er so auch immer Fühlung mit den jungen Bünden hat. Ein Starker kann auch allein und einsam wachsen und sich durch seine sichere Art Freunde hinzuziehen, so in einem Orte können mehrere Freunde als Mitschaffende der Siedungsgemeinschaft leben. Besonders kleine religiöse Gemeinschaften können zusammen leben, zusammen hausen und gemeinsam in einer Werkstatt arbeiten.

Hans Weisen, der feine Holzhausbaumeister besuchte mich letzten Sonntag und wir suchten zu diesem Zwecke hier in der Gegend 200 Morgen Siedlungsland für die Werkstatt und deren Werkleute. Weil nun aber unsere jungen Handwerker auf dem Lande nicht gleich verstanden wurden, weil die heutigen Menschen noch Ackordzittern kaufen statt feine Lauten, so muß er wohl oder übel seine Herrlichkeiten in einer anderen Gegend verkaufen uim leben zu können. Vielleicht werden nach Monaten oder Jahren die Bauern auch sich zum Guten finden oder gar schon gleich unsern Handwerker unterstützen durch den Kauf gute Waren bei ihren Dorfgenossen. Dann braucht der Handwerker die Absatzquelllen nicht so sehr und wird immer mehr ein Einheimischer. – Freunde der Sache werden in der Stadt eine Umwertungsstelle schaffen, einen Laden mieten, und wenn möglich später einmal ein ganzes Häuslein kaufen oder bauen, wo die fertigen Arbeiten unserer jungen und jung gebliebenen Handwerker sich zusammenfinden.

 

Ausstellung und Verkauf durch die Handwerkergemeinschaft. Dort gibt es feine Töpfe, handgebundene Bücher, Lauten, guten Schmuck, rechten Hausrat, herrliche Drucke und Steinzeichnungen, fertige Kittel und Gewänder, handgewebten Stoff. In den Umwertungsstellen werden wiederum Menschen unserer Art gebraucht: Kaufleute, praktische Menschen, Mädchen, Schreiber, Arbeiter, Gehilfen. So wird allen im Sinne der Gesundung und der Erstarkung eine Lebensmöglichkeit geboten, sodaß sie auch in der Arbeit so denken und sich geben können, wie sie es sicherlich jetzt möchten.-

Ist eine Stadt nicht groß genug oder schafft die Gemeinschaft zuviel Handwerksarbeit, dann gründen wir eine Niederlassung in einem anderen Orte. So werden wir es erleben, daß im ganzen Reiche Vertriebsstellen der gesunden handwerklichen Arbeiten möglich sind. Der Überschuß dieser Vertriebsstellen wird dazu benutzt, jungen Handwerkern den Anfang zu erleichtern. Die älteren werden inzwischen auf dem Lande sicher sein und verstanden, sodaß die Vertriebsstelle immer wieder neuen Menschen die Möglichkeit des Beginnens erleichtert. Wir müssen so sicher werden, daß wir uns eines Tages einfach entschließen: in Kurorten oder Seebädern, sogar im Auslande die gute deutsche Handwerkerschaft zu vertreten, durch Häuschen unserer Art, die die Werke und Lebensart der jungen deutschen Gemeinschaft zeigen.

 

In diesem Sinn habe ich schon seit Jahren mit den Führern im Wandervogel: Büttenhausen, Brell, Adam, Bücheler, überhaupt auf allen Tagungen gesprochen und unser Beginnen in Lüdenscheid (Herbst 1913) ward vom gleichen Gedanken getragen, bis der Kaufmann sich eben als deer Kaufmann zeigte und noch nicht bis heute den Weg gegangen ist, den wir jungen planten. Der Kaufmann ist als Altnatur auch nicht fähig, sich so jung mit dem Lebendigen zu verbinden und wird einfach übergangen werden, wie alle Lauen und Kalten in den k ommenden Monaten.

Als Peters und ich von Lüdenscheid weggingen und der Kaufmann wohl wußte, welche jungen lebendigen Gedanken wir noch einmal verwirklichen werden, kleffte der Mann noch lange nach und suchte unsern jungen Sinn durch persönlichen Streit und Verdrehungen zu trüben. Wir haben, ohne uns daran zu stoßen, lweiter gesucht und viele feine suchende burschen und Mädchen gefunden, die als Handwerkerrinnen und Handwerker oder als Landwerker auf dem Lande leben wollen.

Anfang juni 1914 wollten wir dann auf dem Klingberg die Eeckamp -Gesellschaft ins Leben rufen und Heinrich van der Smissen unsere Siedelungspläne einer Handwerkergemeinschaft mit Umwrtungsstelle durchführen. Auch Smissen ist wie Peters in Rußland gefallen, doch sein herrlicher ruf: “Hellrotes Blut” (Verlag Erich Matthes, Leipzig), lebt noch in uns jungen. Die deutsche Not hat heute neue starke Seelenwerke geweckt, und die kommenden Monate werden noch manchen Menschenzur Erkenntnis führen, daß alle Parteien und Zwecke der Geldzweckzwuickzwackverbände nicht sind, daß wir wieder aus der eigenen Kraft schöpfen müssen, als einfach lebende Menschen in Treue zur Heimat und zum Heil des Volkes.

 

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Nur so, wenn wir es wieder wagen, als Umwerter zu bestehen, dann werden die Massen ihre Mittel zu uns tragen und wir werden nicht, wie bisher, von rücksichtslosen Kaufleuten ausgenutzt und weniger werden. Das starke, drängende und gesunde Volk hat viel Verständnis für die handwerkliche Arbeit und die Nachfrage richtet sich nach dem Angebot. Bieten wir wieder gute Werte, dann werden wir auch das Volk wieder zum Guten führen:

Wir brauchen also:

Junge suchende Lehrlinge der Handwerkskunst, die schon stark genug eine Eigenart haben und, nur sich die technischen Fähigkeiten bei alten Meistern aneignen wollen. (So kann ich hier in der Stadt bereits einige als Töpfer, Buchbinder, Weber usw. unterbringen). Anreger, Vermittler (Lehrer-Schulen für Handwerker).

Könnende Künstler: Bildhauer, Maler, Schriftsteller, Wanderredner (Schaustellungen).

Werkleute: Weber, Weberinnen, Pöter, Buchbinder, Sattler (für Rucksäcke), Schuster, Holzdreher, Schneider, Schmiede, Tischler, Schriftsetzer, Drucker, Steindrucker, Silberschmiede, H0olzwerker, Druckstockschneider, Gärtner, Bauern usw.

Verwaltung;

Kaufleute, durchschauende Köpfe, Idealisten im Kaufmannsleben, Schreiber, Organisatoren, Mitschaffende, Werbeleiter, Schriftleiter, Packer, Arbeiter.

Großbetriebe sollen möglichst nicht bestehen. Die Vertriebsstellen sollen so aufgebaut sein, daß keine Fabriken, sondern Meister die Arbeit bekommen. Es sollen immer wieder neue Handwerker angesiedelt werden. Der Überschuß der Vertriebsstellen soll eben ddazu verwandt werden, jungen Handwerkern den Anfang zu erleichtern.

Ich weiß um die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. Man muß den Glauben haben und etwas Mut, Selbstvertrauen. Ich bin Kaufmann gewesen und habe als Handwerker gearbeitet und kenne die Sehnsucht nach guten Arbeiten bei Käufern und den Willen im guten Handwerker, seine Art zu schaffen.

Wir müssen etwas mehr Entschlußkraft haben und es geht vieles schon leichter. Ich hatte mit 18 Jahren in Österreich ein Reformhaus für gesunde Kost ins Leben gerufen, um praktisch für eine Gesundung durch vernünftige Ernährung zu wirken. Mit 19 gab ich es einem Freunde, um weiter zu wandern. “Es ist nichts unmöglich”. “Es muß auch das Selbstverständliche wieder möglich sein”. Kommt Ihr jungen Handwerker, schaffet mit als “Meister Töpfer und sine liebe Fru”. Wenn einmal wieder ein Treffen auf dem Hohen Meißner ist, dann schaen wir aus nach einem Holzhaus oben, in dem die Handwerker ihre Herrlichkeiten zeigen werden, oder aber wir treffen uns und trauern um den Kleinglauben, der uns beseelte in den eiten, da die Gemeinheit oben waar. Machen wir es wahr, wir Jungen daß wir über alalen Problemen das L e b e n suchen, die wahrhaftige Lebensart. Zeigen wir der neuen Zeit den reinen weg, wie sich ein Volk erlösen kann aus dem Zustand der Geldprobleme, der Systeme. Stellen wir dem mechanischen Menschen den lebendigen, schöpferischen gegenüber.

M u c k L a m b e r t y

(z.Z. Glüsingen, Post Betzendorf (Kr. Lüneburg).